Unter der Leitung des Gründers Orlando Bravo war Thoma Bravo einer der Pioniere des "Software Buy-Out"-Modells. Heute verwaltet die Firma ein Vermögen von über 166 Milliarden US-Dollar und transformiert die von ihr erworbenen Unternehmen immer weiter. Doch was macht den Softwaresektor für Private-Equity-Investoren so attraktiv?
Außergewöhnliche Gewinnspannen und ein wiederkehrendes Modell
"Software ist der ideale Sektor für Private Equity, da er mehrere Merkmale vereint, die Investoren schon immer gesucht haben: hohe Bruttomargen, wiederkehrende Einnahmen und Schutz des geistigen Eigentums", erklärt Orlando Bravo. In der Tat profitieren Softwareunternehmen von Bruttomargen von fast 90 % und Abonnementmodellen, die regelmäßige und vorhersehbare Einkommensströme garantieren.
Diese Stabilität ermöglicht es den Private-Equity-Fonds, die Cashflows vorherzusagen und das Management der aufgekauften Unternehmen zu optimieren. "Wenn man ein Softwareunternehmen kauft, werden die Einnahmen oft im Voraus bezahlt. Dadurch werden Barmittel generiert, die höher sind als die Buchgewinne", fügt Bravo hinzu.
Darüber hinaus bietet der Sektor Konsolidierungsmöglichkeiten. Fonds können mehrere Unternehmen in einer Nische erwerben und sie zu einem Marktführer zusammenschließen. Diese Strategie, die Thoma Bravo beherrscht, führt zu Größenvorteilen und höheren Margen.
Ein Sektor im Zentrum der digitalen Transformation
Aber über die finanziellen Grundlagen hinaus ist Software in allen Bereichen der Wirtschaft unverzichtbar geworden. "Jedes Unternehmen muss zu einem intelligenten Softwareunternehmen werden", sagt Orlando Bravo. Die digitale Transformation veranlasst Unternehmen aller Größen und Branchen, in Softwarelösungen zu investieren, um ihre Prozesse zu automatisieren, ihre Produktivität zu steigern und ihre Kundenbeziehungen zu optimieren.
Es ist dieser Strukturwandel, der den Sektor für Private-Equity-Fonds so attraktiv macht. In Software zu investieren bedeutet, auf die Zukunft der Weltwirtschaft zu setzen. "Die Kontrolle über ein Softwareunternehmen zu übernehmen, bedeutet, in eine wesentliche Infrastruktur zu investieren", fasst Bravo zusammen.
Der Anstieg von Software-LBOs
Das Interesse von Private-Equity-Managern an der Softwarebranche hat in den letzten zwei Jahrzehnten stetig zugenommen. Orlando Bravo erinnert daran, dass die ersten Übernahmen von Softwareunternehmen in den 2000er Jahren stattfanden, doch damals wurden diese Deals ohne Einsatz von Fremdkapital durchgeführt.
"Wir haben eines der ersten 'take private' in der Softwarebranche durchgeführt, wenn ein börsennotiertes Unternehmen aufgekauft wird, um in Privatbesitz überzugehen. Damals waren die Bewertungen viel niedriger, zwischen dem Ein- und Zweifachen des Umsatzes, und der finanzielle Hebel war begrenzt", erklärt Bravo.
Ab 2005 begannen die Investmentbanken jedoch, verstärkt die Übernahmen von Softwareunternehmen zu finanzieren. Deals wie der von der Credit Suisse finanzierte Deal von Datatel markierten den Beginn einer neuen Ära. Die Finanzkrise von 2008 bremste jedoch vorübergehend den Einsatz von Leveraged Finance.
Erst nach 2010 explodierte der Markt regelrecht. Der Übergang von Software zum SaaS-Modell (Software as a Service), das auf Abonnements basiert, machte diese Unternehmen für Investoren noch attraktiver. Gleichzeitig ermöglichte der Aufschwung der Private Credit - dieser auf die Finanzierung privater Schulden spezialisierten Fonds - die Finanzierung immer größerer Deals.
2016 hinterließ Thoma Bravo einen bleibenden Eindruck mit der Übernahme von ClickSoftware, einem durch Private Credit finanzierten Deal im Wert von 1 Milliarde US-Dollar. Die Financial Times bezeichnete ihn damals als "die größte Privatkredittransaktion, die jemals in der Softwarebranche durchgeführt wurde".
Heute machen Übernahmen von Softwareunternehmen fast 30 % der Private-Equity-Deals aus, im Jahr 2000 waren es nur 2 %. Orlando Bravo ist kategorisch: "Diese Zahl wird weiter steigen".
Wertschöpfung, das Herzstück der Strategie
Für Manager wie Thoma Bravo geht es nicht nur darum, Unternehmen aufzukaufen, sondern auch darum, ihr Geschäftsmodell umzugestalten. Orlando Bravo hebt drei Schlüsselachsen hervor:
1. eine vertrauensvolle Beziehung zu den Anlegern pflegen: "Wir müssen transparent sein, klare Ziele haben und immer leistungsorientiert sein".
2. die besten Softwareunternehmen erwerben: Der Fonds konzentriert sich auf Marktführer, die Hunderte von Millionen Dollar Umsatz machen.
3. die betriebliche Leistung verbessern: Thoma Bravo hilft den übernommenen Unternehmen, ihre Kosten zu optimieren, ihre Produkte zu verbessern und ihre Gewinnspannen zu erhöhen.
Dieser Ansatz ermöglicht es Private-Equity-Fonds, für ihre Anleger bemerkenswerte Renditen zu erwirtschaften und gleichzeitig das Wachstum der übernommenen Unternehmen zu unterstützen.
Ein Modell, das die Konkurrenz inspiriert
Angesichts des Erfolgs von Thoma Bravo versuchen heute viele Private-Equity-Manager, dieses Modell zu replizieren. Der Softwaresektor ist zu einem unumgänglichen Spielfeld für Investoren geworden, die von den Wachstumsaussichten und den Möglichkeiten zur Wertschöpfung angezogen werden.
Orlando Bravo warnt jedoch: "Es reicht nicht aus, Unternehmen zu kaufen. Man muss die Branche verstehen, die Marktdynamik beherrschen und wissen, wie man Geschäftsmodelle umgestaltet, um langfristig Wert zu schaffen".
Mit ihrem pragmatischen Ansatz und ihrer umfassenden Expertise ist Thoma Bravo auch heute noch einer der angesehensten und erfolgreichsten Manager im Bereich der Softwareunternehmensübernahmen. Ihr Erfolg verdeutlicht eine grundlegende Wahrheit des Private Equity: Durch Investitionen in gute Ideen wird die Zukunft gestaltet.
Orlando Bravo, Gründer und Managing Partner bei Thoma Bravo, erklärt uns diese Vision in einem Video.