Die vier Private-Equity-Strategien
Zusammenfassung
Schriftliche Transkription
Louis Flamand: Private Equity besteht darin, mithilfe verschiedener Strategien in nicht börsennotierte Unternehmen in verschiedenen Entwicklungsstadien zu investieren. Es gibt vier Strategien für Private Equity, die in verschiedenen Phasen des Lebenszyklus eines Unternehmens zum Einsatz kommen. Zunächst einmal zielen Risikokapital oder Venture Capital auf die frühen Entwicklungsstadien eines Unternehmens ab. In der Seed Stage wird in eine Idee investiert, um diese zu verwirklichen. Danach folgt die Phase der ersten Entwicklung, was im Englischen als early stage bezeichnet wird. Das Stadium der Idee ist überwunden. Das Unternehmen erwirtschaftet Umsatz und schließlich die Wachstumsphase oder auf Englisch stage, in der das technologische Risiko geringer wird. Das Unternehmen ist aber in den meisten Fällen immer noch nicht profitabel. Diese Fonds sind häufig in der Anzahl der Investitionen diversifiziert, beginnen aber oft mit vielen Verlusten. Die Performance des Fonds hängt oft von einem oder zwei Home-Runs ab, d. h. von einer oder zwei Investitionen, die allein ein- bis zweimal die Größe des Fonds erreichen können. Und dieser Home-Run wird typischerweise spät im Leben des Fonds entschieden, da es typischerweise mindestens sieben Jahre dauert, bis ein Start-up-Unternehmen von der Early-Stage-Phase bis zur Börseneinführung gelangt. Risikokapitalfonds weisen daher ein hohes Rückführungsrisikoprofil auf und brauchen lange, bis sie Liquidität für ihre Investoren generieren. Wenn man nach dem Risikokapital das Leben des Unternehmens fortsetzt, geht man zur Strategie des Entwicklungskapitals oder Growth Equity über. In dieser Phase hat sich das Risiko erheblich verringert. Das Unternehmen ist typischerweise schnell gewachsen und profitabel oder steht kurz davor, profitabel zu werden. Die Growth Equity-Fonds finanzieren die beschleunigte Entwicklung des Unternehmens. Die Wertschöpfung erfolgt über das starke Wachstum der Zielunternehmen.
Louis Flamand: Der Einsatz von Fremdkapital ist gering oder gar nicht vorhanden, da der vom Unternehmen erwirtschaftete Cash in erster Linie zur Finanzierung des starken Wachstums verwendet wird. Diese Fonds sind meist Minderheitsaktionäre, was die besten Fonds jedoch nicht daran hindert, einen hohen operativen Mehrwert zu schaffen, um den Unternehmen zu helfen, ihre Größe zu verändern. Entwicklungskapitalfonds bieten ein wesentlich geringeres Risikorücklaufprofil als Wagniskapitalfonds. Außerdem generieren diese Fonds schneller Liquidität als Wagniskapitalfonds. Nach dem Entwicklungskapital folgt die Strategie des Übertragungskapitals oder Leverage Buy Out auf Englisch. Die Zielunternehmen sind reifere Unternehmen, die in der Lage sind, Schulden zu tragen. Leverage Buy Out oder LBO ist eine Finanztransaktion, bei der ein Unternehmen mithilfe von Schulden aufgekauft wird, um die Performance der Transaktion zu steigern. Diese Strategie zieht das meiste Kapital an und bietet zusammen mit dem Entwicklungskapital das geringste Risikoprofil und ein sehr attraktives Renditeprofil. Wenn man schließlich das Leben des Unternehmens noch weiterführt, kommt es in einigen Fällen zu Schwierigkeiten oder sogar zum Konkurs. Ein Stadium, in dem Turnaround-Fonds eingreifen und für geringe Summen Unternehmen aufkaufen, um sie zu sanieren. Diese vierte Turnaround-Strategie hat aufgrund der Komplexität dieser Transaktionen ein höheres Risikoprofil. Diese Fonds sind typischerweise auch klein, da sie in Turnaround-Situationen nicht viel Kapital einsetzen können, da die Bewertung beim Einstieg typischerweise sehr niedrig ist. Und ein kleiner Fonds bedeutet meist auch ein kleines Team und damit ein höheres Risiko.